Wenn der Pilger in sich selbst die Sehnsucht nach der Verwirklichung seines spirituellen Zieles entdeckt, wird in ihm eine bestimmte Ungeduld geboren.
All seine Erfahrungen auf dem Pfad der Verborgenen Weisheit verweist er auf eine vorbereitende Phase, und sein ganzes Verlangen ist nun darauf gerichtet, sein Ziel endlich verwirklicht zu sehen. Solange der Pilger noch zwei Herren dient und mit seiner rechten Hand den Geist zu umfassen trachtet, während die linke Hand ängstlich die sichere Materie festhält, ist das Verlangen nach Verwirklichung noch nicht so stark.
Jeder ehrliche Pilger weiß intuitiv, daß die Verwirklichung des Zieles andere Dinge von ihm verlangt als jene, die er bis jetzt verwirklicht hat.
Darum irren viele Pilger in einem Kreisgang umher, sie werden an den Beginn des Pfades gestellt, schrecken zurück und verfallen wieder in die vorbereitende Phase.
Es gibt nur wenige Sucher, die zu einem Ergebnis gekommen sind! Es gibt nur wenige Pilger, die voller Überzeugung sagen können, daß sie das höchste Ziel erreicht haben. Sie müssen wohl bedenken, daß ein Meister, ein wahrhaft Gesandter der Universellen Bruderschaftskette, sich nur um die eifrig bemüht, die wirklich wollen.
Sie, die in der Einheit der Universellen Bruderschaftskette aufgenommen sind, arbeiten eng zusammen und behindern sich nicht durch äußere Begrenzungen.
Sie bilden eine große Lebensgemeinschaft, worin jedes Individuum, jede sich sehnende Seele, ein Plätzchen findet. Wenn jedoch der Pilger beweist, daß sein Verlangen nur auf äußerliche Befriedigung ausgeht - in welcher Hinsicht auch immer -, läßt ihn der Botschafter der Universellen Kette los.
Das Ziel dieses Botschafters ist, den Pilger auf den Einen Beginn des Pfades zu stellen und ihn dann so mit Liebe zu umhüllen, daß er diese innerliche Verwirklichung des Pfades zu bewerkstelligen trachtet.
Auf den Anfang des Pfades gestellt zu werden, bedeutet: geführt zu sein bis zu dem Augenblick, worauf dieser Pfad in dem Pilger offengelegt werden kann. Jene, die diesen Augenblick erleben, werden bemerken, daß der Pfad in ihnen Gestalt annimmt als eine Achtfache Wirklichkeit und sie sich dadurch selbst verändern.
Sie werden selbst zu diesem Pfad!
Sie verschmelzen derart mit dem Pfad, daß Pfad und Pilger zu einer Materie werden. Der Unterschied zwischen allen anderen Pfaden und dem Achtfachen Pfad der Verwirklichung ist das Verschmelzen von Pfad und Pilger!
Alles, was bisher Lehre gewesen ist, wird Wirklichkeit, wird zum Pfad, der sich IN dem Pilger offenbart als eine Wesensveränderung.
Daher ist es selbstverständlich, daß dieser Achtfache Pfad völlig andere Konsequenzen mit sich bringt, die jedoch nicht von einem Meister verlangt werden, die nicht von außen her auferlegt werden, sondern die von innen heraus im Schüler aufsteigen, als eine Notwendigkeit.
Der Pfad im Pilger zwingt ihn zu einer veränderten Lebenshaltung, zu einer anderen Denkweise, zu einem anderen Handlungsleben. Das ist auch der Augenblick, wo sich das Verhältnis zwischen Lehrer und Lehrling, zwischen Guru und Pilger verändert.
Der Pilger überschreitet eine Grenze und kommt in ein anderes Lebensgebiet, dasselbe Lebensgebiet, in welchem sein Guru oder Meister weilt.
Dann erfolgt der große Augenblick des Erkennens der Vereinigung des Meisters und des Schülers und der Geburt der Seelenautonomie im Letzteren.
Der Achtfache Pfad ist daher kein Pfad der Einsamkeit oder Verlorenheit. Im Gegenteil!
Es ist die Grenzüberschreitung, wodurch der Schüler seinen Meister erkennt. Das Erkennen ist dann ein Seelengruß zwischen Gleichen, denn innerhalb der Umarmung des Seelenfeldes gibt es keine Stadien, keine Stufen, dort herrscht völlige Gleichheit.
Jene, die den Beginn des Pfades in sich selbst erforschen, erkennen gleichzeitig das grandiose Ende dieses Weges. Diese Andeutung bedeutet auch, daß jene, die den Beginn des Pfades nicht verwirklicht haben, die wahre Art der Botschafter der Universellen Kette noch nicht kennen, sie gehören noch nicht zu der auserkorenen Rasse und können noch nicht urteilen über das Sein als Seelenmensch.
Sie drehen sich weiter im Kreise und verkennen die Außenseite, aber sie sind bestimmt noch nicht durchgedrungen zum Innersten des Geheimnisses.
Durchdringen zum Innersten bedeutet: den Beginn des Pfades zu kennen und somit das Gute Ende zu sehen; es bedeutet dann auch: alle zu erkennen, die diesen innerlichen Pfad als eine Achtfache Gabe besitzen, unter denen ihre alten Meister und Lehrer sein können.
Die oft tragischen Bemühungen, die so viele unternehmen, um zum Innersten des großen Geheimnisses durchzudringen, haben deshalb so wenig Erfolg, weil sie immer wieder auf die Mauer zwischen dem Äußeren und dem Inneren stoßen!
Und wir können ruhig sagen, daß viele unter uns wiederum zu dieser letzten Mauer gebracht wurden, daß ihre Lehrer und Meister sie erneut vor diese Mauer gestellt haben, wo es darum geht, daß der Pilger nun selbst zum Pfad wird!
Nur einige vermögen durch diese Mauer hindurchzubrechen, viele fühlen die Mauer, sie hämmern auf sie ein und schlagen ihre Hände an ihr wund, dennoch weicht die Mauer nicht. Sie können diesen Zustand vergleichen mit dem Saturnalen Ring, welcher die bis an die letzte Grenze gekommenen Pilger würgt, ängstigt.
Sie ringen und entkommen seinem Griff nur auf zweierlei Weise: entweder zurückkehren in die Tretmühlen der Sucher entlang der Außenkante, oder seinen Ring, die Mauer durchbrechen.
Dies ist der Zustand, wo der Schüler vom Meister, von all den Helfern auf seinem Sucherweg, allein gelassen wird, nicht um zurückzufallen in den Abgrund des hoffnungslosen Suchens, sondern um zur Einkehr zu kommen.
Hier gilt der eine Rat der Weisen: Erkenne dich, Pilger!
Es ist nicht grundlos, daß wir Sie jedesmal erneut zurückführen zu der innerlichen Ruhe. Wir wissen, daß dieses letzte Hindernis nur genommen werden kann aus der inneren Ruhe, wodurch das Meer der Herrlichkeit, das vollkommene Bild des Universellen Meisters, sich widerspiegeln kann.
Diese Phase ist die urteilende Phase, in der die Lehrer ihre Schüler auf die Waage treten sehen. Hier gleitet vor dem Pilger das Bild des alten so greifbaren und erkennbaren Meisters hinweg in der universellen Umarmung der allgegenwärtigen Liebesstrahlung des einen Meisters. In diesen Zustand tritt er nur dann ein, wenn er für würdig befunden wird.
Und nun möchten wir Sie alle den Übergang von der Form in die Unbegrenztheit erfahren lassen, ihn erreichen lassen, damit der Pfad endlich zur Realität für Sie werde, damit dieser Pfad sich endlich als eine wunderbare Achtfältige Rose in Ihnen entfalte!
Der Durchbruch zur Verwirklichung geschieht nicht durch Bewegung, durch Widerstand, durch Suchen und Belehren, sondern durch Meditation!
Meditation wurde so oft falsch verstanden, doch alle Botschafter kannten die einsame alles überwindende Meditation. Um diese Meditation, in der der Durchgang erreicht wird, durchführen zu können, muß der Pilger ruhig werden. Er muß vor der Mauer stehen, sie sehen, sie fühlen und erkennen. Das ist das letzte Hindernis, worauf es jetzt ankommt!
Nun muß ich beweisen, daß es mir ernst ist mit dem Pfad.
Diesen Beweis liefert der Pilger selbst, und deshalb ist der alte Lehrer, sein alter Guru, hierbei ohnmächtig!
Es gibt keine einzige Zwangsmethode, um den Pilger durch dieses letzte Hindernis zu forcieren.
Herr van Rijckenborgh sprach manchmal von der Schwelle, die überschritten werden muß, doch auch er konnte seinen Schülern nicht über die Schwelle hinweghelfen.
Und dann kommt der Augenblick, wo der Lehrer bemerkt, wie wenige wirklich über die Schwelle schreiten.
Wie wenige wirklich durchhalten und den Pfad in sich selbst offenlegen.
Wenn sie das getan hätten, würden sie die Mauer durchbrochen haben, hätten sie die Schwingung des Botschafters erkannt, und etwas Grandioses würde geschehen sein!
Überall in der Welt gibt es Pilger, die von den Botschaftern der Universellen Kette vor diese Mauer gebracht wurden, und dann geschieht es oder nicht!
Solange jedoch der Pilger vor dieser Mauer hin- und her eilt, in eifrigem Suchen nach einer Öffnung, in äußerster Verzweiflung, geschieht nichts!
In diesem äußerst riskanten und schwierigen Augenblick muß der Pilger umgeben sein von einem reinen und besänftigenden Feld, muß er durchdrungen sein von der Sicherheit, daß er jetzt still sein muß, daß er alle Erfahrungen, die er besitzt, sammeln und die Tiefe seiner Wahl erkennen muß. Hier muß er seinen bis jetzt nicht wirksamen Spiegel der Seele ausgraben, reinigen und in Wirkung bringen.
Dieser Seelenspiegel wird dann die geheime Öffnung in der Mauer zwischen dem Äußeren und dem Inneren widerspiegeln.
Und er wird dorthin gehen können als ein Weiser, als ein positiver Pilger, der weiß, was ihn erwartet, und der weiß, wohin er seine Füße setzen muß. Jeder Pilger, der tatsächlich vor dieses letzte Hindernis gestellt wird, besitzt diesen Seelenspiegel und kann ihn bloßlegen, wenn er geduldig und vor allem bewußt wissend zu Werke geht.
Jene, die in einem inneren Gleichgewicht diesen Seelenspiegel zutage fördern und zur Ruhe und Harmonie kommen, gelangen zur vollkommenen Betrachtung oder zu der vollkommenen Meditation, worin ihre Seele verschmilzt mit den Schwingungen des universellen Wissens. Wir hoffen, daß Sie diese Sprache verstehen werden und sie nicht zurückführen zu äußerlichen Bedeutungen.
Sie brauchen nur als Individuum, als Seelen-Atom die alte Klarheit und die ätherische Reinheit wiederfinden.
Die Schwingungen aus dem Lichtreich bearbeiten Ihr Individuum, Ihr Seelen-Atom, als reinigende Strahlen, sie fegen Ihren Spiegel rein, sie treiben all die Wolken, all die verbergende Materie auseinander und dann werden Sie - manche nach Wochen, andere nach Monaten, manchmal Jahren - erfahren, wie in Ihnen die positive Sicherheit, dieses absolute Wissen aufsteigt, das Sie aufnimmt in eine unirdische Ruhe.
Dies ist der Beginn des Pfades.
Dies ist der Boden, in dem die Wurzeln Ihres Lebensbaumes ein Fundament suchen. Diese Situation können Sie vergleichen mit dem Aufrichten des Hermes-Stabes; die beiden Schlangen haben ihre Stellung der Acht, der Harmonie und Ruhe der göttlichen Atmung eingenommen, und der Hermes-Stab pflanzt sich in den neuen Boden.
Wenn jedoch Ihre Schlangen ihre Position noch nicht gefunden haben, kann der Hermetische Stab nicht aufgerichtet werden. In der Besinnung und der Übergabe stellen sich die beiden Schlangen Ihres positiven und negativen Wesens auf und bewirken die neue Atmung.
Sie haben wohl einmal gehört, daß der Gerufene, der Weise eine andere Atmung hat als die gewöhnlichen Menschen; Sie kennen das Suchen nach dieser göttlichen Ein- und Ausatmung durch die Atemübungen.
Wir sagen Ihnen: Das Eingehen in die Ruhe und das Wiederfinden der Ur-Klarheit des Seelenspiegels bringt diese Atmung in Sie. Auf diese Weise verändern Sie sich dann auch, Sie bewirken eine Veränderung, ohne zu streiten, ohne zu kämpfen, ohne zu studieren.
Deshalb sagten wir, daß der Durchbruch durch die Pforte die vollkommene Meditation ist. Dieser Durchbruch findet statt, wenn der Pilger durch seinen reinen Seelenspiegel die geheime Öffnung, durch die nur die Eingeweihten eintreten, erkennt.
Unser Ziel ist: Ihren Seelenspiegel in seiner alten Helligkeit und in seiner alten Wirkung wiederherzustellen; dann kommen Sie zum Schauen des vollkommenen Bildes; das ist Meditation!
Und während dieser inneren Wirksamkeit hält der Universelle Meister seinen Pilger umfaßt in einer unendlich balsamierenden Liebesschwingung.
Das ist Seine Hilfe! Das ist Sein Rufen!
Das ist die Übergangsphase, wo der Pilger vom äußeren Meister zum inneren Meister kommt! Und dieser Übergang ist auch der Durchbruch!
Wir wissen, daß wir ein sehr erhabenes Ziel verfolgen! Aber - wie Millionen andere Sucher, sind wir, und wahrscheinlich auch Sie, müde geworden vom Suchen entlang der Außenseite. Daher nehmen wir die Konsequenzen der inneren Umsetzung an und werden selbst zum Pfad.
Und wir hoffen, daß einige unter Ihnen sind, die ebenfalls diese Konsequenzen annehmen und - nach vielen Jahren, vielleicht Ewigkeiten des Suchens - die Unwiderruflichkeit der Situation einsehen und durchsetzen.
Die Bedingung zur Verwirklichung ist der reine Spiegel der göttlichen Widerspiegelung, worin das vollkommene Bild sich abzeichnet.
Und sie werden einander erkennen in einer Freude schenkenden Apotheose.