31 - Individualität als geistlicher Auftrag

Sie wissen, daß wir zu der Lehre des Achtfachen Pfades übergegangen sind, zu der Lehre der Acht Seligpreisungen und der Acht Gaben, die damit verbunden sind. 

Hiermit wird uns gleichzeitig der Auftrag in die Hände gelegt, um zu dem allerersten Kern durchzudringen, dorthin, wo die Acht Seligpreisungen geboren werden und woraus die Acht Gaben geschenkt werden. 

In diesem Kern vereinigen sich Christus und Buddha, Lao Tse und Zarathustra, und noch so viele andere Große. 

Der Gedanke: "Verliere das Ich und du wirst die Erlösung betreten," wurde die Ursache für die Erleuchtung Buddhas. Auch unser Ausgangspunkt ist die Ich-Verlorenheit, ohne die keine Erlösung erreicht werden kann. 

Nun, alle Botschafter predigten diese Ich-Verlorenheit, aber nur einigen Anhängern gelang es, zu dieser Ich-Verlorenheit zu kommen. Diese Verwirklichung der Ichlosigkeit ist nichts anderes als die Transfiguration, das Vertauschen des Ichs der Persönlichkeit in das Ich der Seele. Zwischen diesem Wechsel liegen Ewigkeiten von Streifzügen, Leben voller Leiden und Ängste und die unsinnigsten Lehren. Jeder große Botschafter war im Anfangsstadium ein Sucher, einer, der sein Denken auf den Kern allen Ursprungs zurückführen wollte. 

Es kommt immer ein Augenblick, wo ein Botschafter die Bindung mit seinem mikrokosmischen Wissen wiederherstellt oder wiederfindet. Dieses mikrokosmische Erbe stempelt ihn - wenn es die Erlösungslehre enthält - zu einem Botschafter.  

Von Christus weiß man, daß er in die Wüste ging, um zu meditieren und um den Versuchungen zu widerstehen. 

Von Buddha weiß man, daß er durch sein Land reiste und den Bodhi-Baum entdeckte, unter dem er sich zur Meditation niedersetzte, weil er noch nicht zu der inneren Erleuchtung gekommen war. 

Während seiner Meditation versuchte Mara, ihn zu verführen. An diesem Ort kommt Buddha wiederum in Bindung mit seiner inner-eigenen Gnosis und erfährt, daß Ichlosigkeit - das Endura - die einzige Methode zur Erlösung ist. Dieses war sein Aufnehmen des Fadens der Ariadne, der durch den Kosmos gewebt ist, um den Würdigen den Weg-Zurück zu weisen. 

Nun, wir rufen dieses eben ins Gedächtnis, um Sie darauf aufmerksam zu machen, daß wir - wo wir doch die Kenntnis hinsichtlich des Endura empfangen haben - weiter gehen wollen. Aber wir können nicht weiter gehen ohne die innere Erleuchtung von diesem Endura! 

Die fünf Schüler von Buddha, die ihm vor seiner Erleuchtung folgten, wandten sich enttäuscht ab, weil seine Anstrengungen bis dahin keinen Erfolg gehabt hatten! Sie verstanden sein "Suchen" nicht! 

Sie warteten nur auf ein greifbares und vor allem stoffliches Wunder.  

Sein Fasten - das ihn bis an den Rand des Hungertodes brachte, ihm aber nicht die Erleuchtung schenkte, konnten sie verstehen; es ist sehr schön und selbstbefriedigend zu sehen, wie ein Mensch sich auszehrt, ihn bei seinen Prinzipien ausharren zu sehen und ihn schließlich unterliegen zu sehen!  

So etwas spricht die Phantasie an, aber man begreift nicht, daß der Botschafter selbst noch weitersucht, weil er innerlich erfährt, auf dem verkehrten Weg zu sein. 

Und dann steht Buddha allein, weil er ehrlich gewesen ist und seine Anhänger nicht mit Schein-Heiligkeit betrogen hat! 

Nun, diese Perioden Buddhas sprechen uns so an, weil wir seine inneren Erfahrungen verstehen können - mit-erleben können. Mit der Kenntnis, die wir besitzen, kommen wir nicht zur Erleuchtung - es ist etwas anderes, etwas mehr nötig, und um das zu erkennen, müssen wir einem individuellen Weg folgen. Bis jetzt wurden und werden wir als "Gruppe" angesprochen, die gemeinsam einen Weg geht. 

Gemeinsam sind wir zu der Überzeugung von der Notwendigkeit des Endura gekommen. Diese Überzeugung bekamen wir übertragen; wir wurden davor gestellt von oben her, von außen her! 

Sie dürfen es uns nicht übelnehmen, daß wir es sagen: aber wir sind nicht von innen heraus, aus uns selbst, zu dem Gedanken der Erlösung gekommen. Dieser Gedanke wurde auf uns projiziert und wir reflektierten diesen, verbanden uns damit.  Wäre dieser Gedanke des Endura aus uns selbst emporgestiegen, dann wären wir dadurch innerlich erleuchtet worden!  

Die eingeätzte Blutswirklichkeit der Ich-Ersterbung bricht eine andere Welt in uns auf! Sie können es so sehen: Sobald wir uns mit einer Ur-Wahrheit verbinden, die schon als mikrokosmisches Erbe in uns anwesend war, blühen wir auf in dem Stadium, in dem wir damals, Leben zurück, verkehrten.  

Und nun ist die Absicht des Achtfachen Pfades - so wie auch Buddha lehrte -, daß das Endura Wirklichkeit in uns werde, damit wir der Erleuchtung teilhaftig werden. 

Um dieses als Einzelner, als Seele, zu bewerkstelligen, müssen wir uns selbst von einer Gruppe abgetrennt sehen. Der Achtfache Pfad als Verwirklichung spricht jede Seele als Individuum, als Un-Teil-barkeit oder Atom an. 

Der Achtfache Pfad ist ein individueller Pfad, und wenn Sie meinen, daß das Individuum die Erlösung niemals allein erreichen kann, dann sagen wir zu Ihnen: Wie wollen Sie diese dann erreichen? 

An der Hand Ihres Führers, Ihres Meisters oder Leiters? 

Dieser Achtfache Pfad ist da für Sie! 

Für mich, d.h. für die Seele! 

Christus ging allein in die Wüste. Buddha suchte allein den Ort des Bodhi-Baumes, sie widerstanden beide allein ihrem Widersacher! Und sie kamen allein zu der inneren Erleuchtung! 

Verstehen Sie dieses allein doch vor allem gut! 

Allein bedeutet Individuum, als eine Un-Teil-barkeit empfingen sie die Erleuchtung! 

Man kann viele in einer Gruppe zusammenfügen, aber die Erleuchtung ist nur dem Individuum vorbehalten! 

Die Gruppe empfängt gemeinsam die Kenntnis, wird gemeinsam unterwiesen.  

Aber welche Ratschläge können für alle gemeinsam geeignet sein? 

Unterscheidet sich nicht jede Seele von der anderen? 

Darum werden Sie bemerken, daß wir versuchen werden, innerhalb der Gruppe das Individuum zu erreichen, damit dieses der Erleuchtung teilhaftig werde! Innerhalb einer Gruppe können höchstens einzelne gleich sein, aber auch sie müssen ihre Erleuchtung selbst bewerkstelligen.   

In dieser individuell ausgerichteten Methode sehen wir zugleich auch die Rückkehr zu der Einheit - der Einheit als Individuum, als Atom, als Ur-Atom. Diese Rückkehr zu der allerersten individuellen Einheit schließt keineswegs die Einheit vieler aus, im Gegenteil! 

Diese ist ausschließlich abhängig von dem Fortschreiten der inneren Erleuchtung! 

Das Verlorengehen des Individuums in einer Gruppe bedeutet, daß die Ich-Seele zu einer Gruppenseele zurückgeführt wird. Dieses ist immer ein Niedergang. Tiere kennen einen Gruppengeist, eine führende Macht, nach der sie sich richten. Das Zerbrechen des individuellen, unteilbaren Seelen-Ichs und das Forcieren zur Ichlosigkeit bringt Krankheit, psychische Störungen und geistigen Niedergang. Man darf niemals die Erleuchtung durch das Endura gleichschalten mit dem Brechen des individuellen Bewußtseins, des Seelen-Egos! 

Viele große religiöse Körper haben jahrhundertelang diese Methode angewandt: das Unterdrücken, Zerbrechen und Erniedrigen des Individuums, damit daraus ein Gruppen-Individuum entstehe, das dem Gruppengeist oder dem religiösen obersten Führer gehorche! 

Dieser lebte dann aus den Ätherkräften dieses Gruppen-Individuums. Auf diesem achtfachen Pfad ist es jedoch vollkommen anders! Jedes Individuum sucht selbst, geht selbst in die Wüste und wird selbst seinem Widersacher widerstehen müssen! Es muß hier losgelöst, losgerissen und überlegt losgemacht werden von dem alten, vielleicht vertrauten Gruppengeist! 

Vom Herdentier muß es sich wiederum zum Menschen entwickeln, zu dem Individuum!  

Das ist immer sein Auftrag gewesen, und Sie können in der Geschichte sehen, wie alle Botschafter das getan haben! 

Wahrscheinlich wissen Sie, daß Buddha und auch Pythagoras ihren Schülern für ihr Wachstum zu individuellen Methoden rieten. Sie standen ihren Schülern als Individuum zur Seite! Sie wurden nicht alle über einen Kamm geschoren und innerhalb der Herde gehalten! 

Jedes Individuum hat das Recht auf einen eigenen Entwicklungsweg - und es ist vollkommen unwichtig, ob dieser Weg innerhalb einer bestimmten Gruppe oder in einer anderen Gruppe abgelegt wird. 

Wenn diese Wege für das Individuum nötig sind, muß es diese gehen und keiner, kein Führer und kein Lehrer können und dürfen es davon abhalten! Dieses werden sie auch nicht tun, wenn sie aus Liebe zu dem Individuum sprechen und handeln. Eine Gruppe um jeden Preis intakt zu halten, unter einer bestimmten führenden Macht gefangen zu nehmen, ist gleich dem Anbeten und Herrschen eines Rassengottes. Starke Rassen dulden keine Infiltration anderer Rassen, weil sonst das Blut unrein wird und die Herrschaft des Rassengottes verflachen würde. Die Bindung zwischen der Gruppe und dem Rassengott wird dann geschwächt. 

Religiöse Körper folgen dieser selben Methode. 

Selbständiges Denken bringt Blutserneuerung, und damit wird die Bindung zwischen den Führern oder dem Rassengott geschwächt. Die einzige Methode, um die Gruppe ständig beherrschen zu können, ist, sich zum Herrn von Denken und Fühlen der Gruppe zu machen; das bedeutet: schwäche das Individuum, die individuelle Entwicklung und herrsche!    

Fühlen Sie, wie diese Methode sehr raffiniert und angenehm mit Ich-losigkeit verwechselt werden kann? 

Man hält der individuellen inneren Entwicklung nichts entgegen, so sagt man dann, aber man zerbricht das Ich. 

Das übermächtige Ich zerbricht dann die Ichs von denen, die sich in Todesnot an ihm festklammern. So zwingt man das Individuum zum Gruppengeist und zwingt es zu einem Niedergang unter dem Namen von spiritueller Erhebung und geistiger Erleuchtung. Die religiösen Führer waren unglaublich erfinderisch darin, sich Methoden auszudenken, um das Individuum zu zerbrechen. 

Denn - und Sie müssen dieses deutlich erkennen - die Zerbrechung des Individuums hält die Seele von einer individuellen Erleuchtung ab. Denn sie sucht auf diese Weise nicht weiter, sondern es wird für sie gesucht. 

Haben Sie jemals gehört, daß ein anderer für die Seele in die Erlösung eingehen kann? 

Daß ein anderer für diese Seele die Erleuchtung kaufen kann? 

Ja, man versucht, der Seele dieses weis zu machen, aber können Sie sich dieses vorstellen? 

Glauben Sie nicht, daß hier auf äußerst raffinierte Weise an die Bequemlichkeit des Menschen, des persönlichen Ichs appelliert wird? 

–––––––––– 

Das fortwährende durch die Jahrhunderte hindurch Unterdrücken, Forcieren, Erniedrigen und Verführen und schließlich das Zerbrechen des Individuums kommt der Atom-Spaltung gleich und dem Herumspielen mit den Atomen. 

Sie wissen, daß "Individuum" ursprünglich "Atom" bedeutet und Un-Teil-barkeit beinhaltet.   

Die religiösen Führer, die sich selbst durch Ätherkraft bereichern wollen, entziehen dem Imdividuum seine Atomkraft, seine Kernkraft, seine erste Einheit! 

Religion und Wissenschaft haben wahrlich gleichen Schritt gehalten. Deshalb die allgegenwärtige Explosivität, in der Wissenschaft, in dem Menschen, in der Seele. 

Die egozentrischen Machthaber, sowohl spirituell als auch wissenschaftlich, erhalten die Reaktionen auf ihre Praktiken! 

Deshalb werfen wir das Steuer total herum! 

Wir nähern uns Ihnen als Individuum und werden versuchen, Sie zu der Erleuchtung zu bringen, die schließlich der Anfang der Erlösung ist! 

Die Erleuchtung finden Sie in der Stille, in der Wüste, dort, wo Sie allein mit sich selbst sind. 

Diese Phase bringen wir Ihnen immer näher, bis Sie wahrlich in der Wüste angekommen sind, bis Sie wahrlich unter Ihrem Bodhi-Baum sitzen! Und dann wird es geschehen!  Denn dort, an diesem Ort, IN dieser vollkommenen Einkehr, finden Sie die Erleuchtung, und wenn Sie diese finden, bewerkstelligen Sie die Transfiguration in einem Augenblick, in einer einziger Handlung: Sie tauschen Ihr persönliches Ich, Ihr Masken-Ich für das Seelen-Ich des göttlichen Individuums. 

Wir bitten, daß Sie die Intensität dieser Wahrheit verstehen, und daß Sie den Rassengott, den Gruppengeist verlassen, um auf den Weg zu gehen, um Ihrem Gott des Anfangs, der Ihre erste Liebe besaß, zu begegnen! 

Ihre Erste Liebe war eine Gabe des Individuums, eine Gruppe kennt solch eine Liebe nicht, denn sie kennt die Einheit des Beginns nicht, und - als Gruppe - kennt sie die Ersten Werke nicht. 

Wenn wir eine Gruppe bilden oder dabei sind, eine zu bilden, nun, lassen Sie diese dann aus dem freiwilligen Zusammengehen vieler Individuen bestehen, die ihre Erste Liebe wiedergefunden haben, die die Einheit kennen, die die Ersten Werke wiederum tun! 

Das ist dann die höchste Einheit und das höchste erreichbare Ziel auf dieser Erde! Keiner wird dann jemals sein Mit-Individuum zerbrechen, erniedrigen, im Gegenteil, sie verhelfen einander zum Wachstum! Und keiner wird fragen, wie, auf welche Weise und entlang welchem Weg das Mit-Individuum wachsen muß! 

Das hat keine Bedeutung! 

Das Gesetz der Liebe gebietet: leben und leben lassen!  

Lebe als Seele und laß auch andere Seelen leben! 

Damit jedes Individuum längs dem für ihm notwendigen Weg die Erleuchtung und die Erlösung erreiche! 

Möge diese Idee des Lebens uns allen helfen!

©1970 - 2020    Henk und Mia Leene