30 - Die Einheit des achtfachen Pfades

Wenn wir das Höchste Ziel erreichen wollen, dann werden wir uns dafür viel Mühe machen müssen, womit wir meinen, daß wir - auf eine ganz neue Weise - für die Innere Veränderung arbeiten müssen. 

Wir müssen uns von der Vorstellung trennen, daß wir uns durch mentales Training, durch Lehren und Übungen in das Himmelreich hineinarbeiten können. Alle Übungen, die im Laufe der Zeiten von vielen Schülern gegeben wurden, haben keinen einzigen Wert, solange die Seele nicht die Absichten Gottes durchschaut. 

Wenn die Seele erwacht, schaut sie durch alle Lehren und Übungen hindurch und kann sie einwandfrei unterscheiden. 

Jeder große Botschafter hat versucht, seine Seelen-Erfahrung und seine Weisheit der Menschheit zu vermitteln, aber bei ihnen allen wurden Wahrheit und Weisheit durch die Seelenlosigkeit der Zuhörer verstümmelt. Und jetzt stehen wir in dieser so bedeutungsvollen Aquarius-Ära mit einem unermeßlichen Berg von Anweisungen, Übungen und Lehren, und müssen versuchen, den Bronn zu finden. 

Noch immer gilt die alte Regel: "Öffne das Seelen-Auge und lies!" Das "Öffnen des Seelen-Auges" ist immer das größte Verlangen aller Sucher gewesen. Dafür wurden die Lehren und Übungen ins Leben gerufen, weil man meinte, es besser zu wissen als der Eine Weise selbst, da man meinte, eine schnellere Methode, eine einwandfreiere Methode gefunden zu haben! 

Die uralte Eigen-Weisheit des individueIlen, stoffgerichteten Menschen nahm die Seelen-Weisheit, die ungreifbar für alle Stoffgeborenen zu sein scheint, immer wieder in Besitz. Und jetzt haben wir einen Weg eingeschlagen, der von den alten Übungen abweicht, die okkulten Methoden abweist, die intellektuellen Lehren negiert. Trotzdem betreten wir doch den Weg, der das Öffnen des Seelen-Auges zur Folge haben wird. Mit diesem Unterschied: unser Weg beginnt erst, wenn das Seelen-Auge geöffnet IST. 

Das Seelen-Auge öffnen bedeutet nicht nur: ätherische Bilder schauen, bewußt in andere Lebensfelder sehen, wie Medien und Hellseher sagen, es zu können. Nein, das Seelen-Auge zu öffnen, hat die Bedeutung: durch alle äußerliche Form hindurchsehen und hindurchdringen zu dem Kern, durchdringen zu der Ur-Einheit, aus der alles Leben strömt. In dem Augenblick, da die Seele dazu imstande ist, fallen alle stofflichen Umhüllungen fort, Worte, Taten, Formen, Gedanken. 

Es hat nichts zu tun mit dem Schauen in die unsichtbaren Sphären unseres Erde-Planeten, denn dieses gehört zu den stofflichen Gaben. Das Öffnen des Seelen-Auges heißt, die Verbindung zu bekommen mit der Strahlung aus dem Ur-Bronn. 

Alle Werke, die über die Strahlungswirksamkeiten geschrieben sind, alle prächtigen und sehr tiefsinnigen Erörterungen über die Zusammensetzung von Erde und Kosmos verschwinden vollkommen im Nichts, wenn die Seele wirkIich zum Schauen gelangt! Denn dann strengt sie sich nicht mehr an mit metaphysischer und mentaler Beherrschung, mit Trainings-Methoden zur Erlösung und mit intellektuellen Lehren. 

Sie braucht keine einzige Lehre mehr, da sie alle Weisheit ihrer ersten Liebe entlehnt! Alle diese Methoden sind gefangen in den falschen Wirkungen der Sieben Gemeinden, und innerhalb dieses Gefängnisses können sie allerlei raffinierte Denkmethoden ausprobieren, doch es bleibt der Verweis des Engels aus dem Offenbarungsbuch: "Ich habe wider euch, daß ihr eure Erste Liebe verlassen habt!" 

Diese Erste Liebe ist die Einswerdung von Seele und Gott, das Aufgehen in dem Ur-Rhytmus des Göttlichen Herzens. 

Und dieses ist gleich dem Öffnen des Seelen-Auges, da die Seele wiederum ihren Lebens-Atem empfängt und somit ihre Gaben entfalten kann. Darum wird unser Weg der heiligen Acht ein vollkommen anderer Weg sein als früher. Wir richten uns darauf, daß Ihre Seelen-Gaben erschlossen worden, einfach dadurch, daß wir den Atem des Lebens während der Stille im Licht-Vibrationsfeld zu Ihnen bringen. 

Keiner schreibt Ihnen eine Methode vor, um zu den Seelen-Gaben zu kommen, sondern wir überlassen es dem Licht und Ihnen selbst. Es ist nur eine Form von Verlangen, mehr nicht! Wir werden alle auf das Ur-Verlangen zurückgeworfen, und dieses bestimmt, ob wir zu Seelen-Gaben kommen können oder nicht. 

Die Schwingung in dem Lichtfeld nimmt unsere stofflichen Umhüllungen fort, in unserem Denken, in unserem Willen, in unserem Fühlen. Die Seele wird dann in ihrer Bewegung frei, und kann sprechen, kann rufen, schwingen und schließlich schauen. In allen alten Überlieferungen der großen Botschafter finden Sie als erste Voraussetzung: das Einswerden! 

Einswerden mit der Seele, einswerden mit Gott oder dem Licht, sich vollkommen der Geteiltheit entziehen. 

Jede Religion, die dieses Einswerden nicht fordert, oder vorschreibt oder beabsichtigt, geht in dem Gezänk der Geteiltheit unter und wird ein Teil der Materie und somit niemals Eins, da es in dieser Welt keine vollkommene Einheit gibt!  Alle diese Religionen spielen der Außenwelt eine Schein-Wirklichkeit vor. Sie hüllen sich in ein schönes äußeres Gewand, in zusammengetragene Lehren, in die Weisheit anderer, während ihre Versprechen hohl sind! Diese müssen hohl sein, da die große Einheit, der Beginn zur Verwirklichung, nicht vorhanden ist! 

Wir können unserer Glaubensüberzeugung nur einen Kern, eine Tiefe schenken, wenn wir beweisen, daß unsere Versprechen Inhalt haben. Daß es wahrhaft eine Wirklichkeit gibt, die über aller Verteiltheit und allem Streit steht. 

Wir kommen bei unseren Ausführungen immer wieder auf die Forderung der Einheit zurück, da alle Arbeit uns sonst mißlingen wird! Aus dieser Einheit wächst die Kraft und die Schönheit der Verheißungen, wonach alle suchen! 

Jeder Mensch sucht hinter einem äußerlichen Gewand das verborgene Mysterium, das Große Geheimnis, das die so feurig begehrte Wirklichkeit beinhaltet. Es liegt an uns, dieses Mysterium zu erschaffen, dieses Göttliche Mysterium in uns selbst umzusetzen. Solange wir diese Schöpfung nicht vollbracht haben, bleibt unsere Religion eine Wortreihe und geht sie in der Vielheit der Glaubensüberzeugungen unter, die auf einer Fata Morgana beruhen. 

Die Stille und die Verborgenheit, in der wir uns im Augenblick verbergen, bedeutet also nichts anderes als daran zu arbeiten, um der Muschel ihre Perle zu schenken. Wir sind beschäftigt mit dem Erschaffen der Einheit des Beginns, mit der Kernkraft, und wir tun dieses, während wir ganz in der Stille arbeiten, wir tun dieses, während wir uns selbst reinigen, in der Stille. während wir unsere Gedanken emporheben zu der Schwingung Gottes, und durch diese Beschäftigung kommt die Seele zum Erwachen. 

Was wir an unserer veränderten Denkweise erkennen können, an unserem anders gerichteten Wollen und Fühlen. 

Wir beginnen also nicht von außen her, wie so viele Bewegungen, wir beginnen nicht damit, ein äußerlich schönes Gewand zu weben, um vor den Augen der Außenwelt ein Rad zu drehen, sondern wir beginnen von innen her und arbeiten langsam aber sicher nach außen hin. Es ist die uralte, ewige Ur-Bewegung des Kosmos, eine drehende Bewegung, von innen heraus, nach außen zu immer größer werdend. 

Das wird "Einheit" genannt, ein Licht-Kosmos, auf die Erde niedergetaucht, in uns selbst, in das Feld, in dem wir arbeiten. 

Jedesmal, wenn wir uns in solch einem Feld zusammenfügen, gehen wir wiedergeboren daraus hervor und betrachten die Außenwelt auf andere Weise. Wir ergründen sie und ihre Methoden und Lehren, und wir werden sogar die raffinierteste Imitation mühelos erkennen. 

Wenn Sie die Yoga-Sutras von Patanjali gelesen haben, von denen gesagt wird, daß sie der Ursprung von allem Yoga sind , dann werden Sie wissen, daß "das Problem der Einswerdung" auch diesem Schüler zu einem Alptraum geworden ist. Dazu gibt er allerlei Unterweisungen, damit der Körper gezwungen werde, die Seele frei zu lassen, damit sie zur Einswerdung mit dem Licht gelange.  

Nun, dieses Zwingen des äußeren Wesens ist eine bekannte Methode, und es ist verständlich, daß viele dazu übergegangen sind , denn dieses äußere Wesen ist wie Quecksilber, es entweicht immer wieder und ist nicht gewillt, sich zu fügen.  

Es kann sich nicht fügen, da es die Einheit nicht kennt! 

Es hat keinen Sinn, Sie, der Mensch, der Sie sind, zu zwingen, noch hat es einen Sinn, daß Sie sich selbst zwingen, denn es folgt daraus- sofern dadurch keine Krankheiten und Exaltationen entstehen - die unnatürliche Selbstbeherrschung, die die Folge einer starken Willenskonzentration ist. 

Sie kennen vielleicht Menschen in Ihrer Umgebung: sie scheinen rein, beherrscht, erhaben, aber um sie herum ist eine undefinierbare Schwingung von Spannung, von Erwartung, von einer nahe bevorstehenden Explosion! 

Ein verlangender Mensch, ein seriöser und vor allem stark wollender Mensch wird alles daransetzen, um seinem so bewunderten Meister spirituell nachzufolgen. 

Wenn Sie wissen und sehen, daß der Meister Es besitzt, oder daß er Es Ihnen näherbringen kann, werden Sie von einem Verlangen beseelt, um dieses mächtige, großartige, diese Weisheit oder Kraft auch zu besitzen. 

Dieses ist eine normale und verständliche Reaktion, aber aus dieser Mentalität sind die Irrlehren entstanden, wurden die Übungen, die den Menschen in die Einheit hineinforcieren, geboren, mit allen Folgen davon! 

Auf diese Weise steht der Mensch nicht in der Liebe zu den Ersten Werken, sondern in dem Begehren nach den ersten Werken, in dem Begehren nach Liebe.  Diese Ausrichtung kommt aus einem Trieb, einer Kombination von mentalem, Willens- und sexuellem Trieb! 

Die Klöster sind voll von dieser Sorte Menschen. Eifrige, sich selbst forcierende Schüler, Sucher, Verlangende, Beute geworden von Irrlehrern, die selbst auch wieder das Opfer ihrer vernichtenden Feuertriebe wurden. Es ist ein mächtiges Verlangen in der Welt nach dem Besitz der Seelen-Gaben, nach dem Einswerden mit Gott! 

Dieses Verlangen zu führen ist die Aufgabe und auch die Arbeit derer, die Wissen.  Dieses Verlangen ist ein potentielles Feuer, und es kann nur von denen gehandhabt werden, die das Seelen-Auge geöffnet haben! 

Um auf unsere ersten Basis-Vorträge zurückzukommen: von denen, die Prometheus genannt werden können und die wissen, wie sie dieses Feuer hantieren müssen.  Nun versuchen wir es gemeinsam aufs neue, und wir betreten sehr vorsichtig, demütig unseren Weg. Das Verlangen, das Feuer wird entfacht, muß aufs neue zu starker Wirkung kommen, nachdem Enttäuschung, Bitterkeit, Erfahrung es teilweise gelöscht haben. 

Wie wir früher sagten: die Liebe und nicht der Trieb muß geweckt werden. Diese Liebe kann nur in einem gereinigten Wesen, in einem heilen, in einem geheiligten Wesen aufstehen, vorher ist sie niemals etwas anderes als Trieb, in religiöse Anschauungen projiziert. 

Es gibt drei Möglichkeiten: ein äußerliches Arbeitsfeld ohne beseeltes Verlangen, dann ist die religiöse Vereinigung entstanden. Ein forciertes Arbeitsfeld, voll fanatischer und willenskräftiger Triebe, dann ist die sexuelle Religion, der selbstbefriedigende Gottesdienst geboren. Und schließlich gibt es das heilende Feld, in dem die Seele wie eine Rose aufblüht, in dem sie ihre Gaben und ihre Schönheit wiederfindet, dann ist der Dienst an Gott, aus Liebe zu dem Ursprung des Alls, wiedergeboren. 

Wir sagen es Ihnen im voraus:. Unzähligen ist mißlungen, womit wir aufs neue beginnen. Darum wollen wir sehr langsam vorwärts gehen, vorsichtig und unforciert, weil wir die erwachende Seele nicht beschädigen wollen noch ihre Schwingung stören noch ihrer Hoffnung den Boden wegziehen. Mit der Hoffnung der Seele wächst das Verlangen, mit dem Verlangen wächst die Verwirklichung, und mit der Verwirklichung kommt die Überwindung.  Ein bewußter Schüler ist niemals ungeduldig, er fragt nicht nach dem Ende, wenn er den Beginn noch nicht kennt!  

Diesen Beginn zu kennen, bedeutet ebenso, das Ende zu kennen und alle, die den Weg mit ihrer ganzen klug ausgedachten Methodik betreten haben, beweisen, den Beginn nicht zu kennen, nur nach dem Ende begierig zu sein! 

"Was fragt ihr mich nach dem Ende, wo ihr den Beginn nicht einmal kennt?", so sprach Christus. 

Wir führen einander hinein in den großartigen Beginn, in das Herz, in die Einheit, und dann können wir, mit einem wissenden Lächeln, alle Lehren ihre Philosophien über uns ausgießen lassen. Denn aus dieser Einheit, aus dem Herzen der unermeßlichen Geistsonne fließen Ströme von Weisheit, Kenntnis und Einsicht zu uns, und unsere Seele schaut die Welten des Beginns. Und wir wissen, wohin wir gehen, aus wem wir sind, warum wir schweigen! 

Wir bleiben in der Hoffnung, daß es uns gemeinsam gelingen wird, die Einheit des Ursprungs niedersinken zu lassen, auf daß wir aus uns selbst heraus zu ihrer erreichbaren Höhe hinaufklimmen können. 

So - als eine Befreiung, als eine Erlösung, zwei Welten aneinander befestigend und die heilige Acht verwirklichend.  

In der Stille Deiner Anwesenheit, o Bronn allen Seins!

©1970 - 2020    Henk und Mia Leene